Das Universum in dir by Shubin Neil

Das Universum in dir by Shubin Neil

Autor:Shubin, Neil [Shubin, Neil]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-10-403090-6
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2014-07-11T04:00:00+00:00


In den Bohrkernen fand man mineralische Schichten mit Atomkombinationen, aus denen wir Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Atmosphäre, die Temperatur und die Funktionsweise unseres Planeten während der letzten 200 Millionen Jahre ziehen können. Dabei fallen insbesondere Atome auf, in denen sich der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre widerspiegelt. Die Ergebnisse der Analyse widersprechen teilweise der Intuition, im Mittelpunkt steht jedoch die Überlegung, dass man den Sauerstoffgehalt näherungsweise ermitteln kann, indem man die Mengenverhältnisse der verschiedenen Formen von Kohlenstoff misst. Kohlenstoff und Sauerstoff liegen auf der Erde in einem Gleichgewicht vor: Der Kohlenstoff, der von Vulkanen ausgestoßen wird, hat durch seine Wechselwirkungen mit dem Sauerstoff in Luft und Wasser Einfluss auf dessen Menge. Wenn man die verschiedenen Kohlenstoffatome in den einzelnen Sedimentschichten eines Bohrkerns untersucht, kann man daraus ungefähr den Sauerstoffgehalt der Luft ableiten.

Die von der Glomar Challenger gewonnenen Bohrkerne stammen aus zwei Welten: Die eine existierte, bevor sich vor 200 Millionen Jahren der Atlantik öffnete, die andere danach. Nachdem der Atlantik entstanden war, nahm der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre dramatisch zu. Vor rund 40 Millionen Jahren veränderte sich die Atmosphäre so, dass wir nicht mehr schon beim Stillsitzen nach Luft geschnappt hätten, sondern so wie heute hätten herumlaufen können.

Der Grabenbruch, der sich vor mehr als 200 Millionen Jahren zu öffnen begann und den Superkontinent in mehrere Teile zerfallen ließ, schuf auch ungeheuer lange neue Küsten. An jeder Küste treffen Land und Meer aufeinander. Und wie jeder Besitzer eines Hauses an der Küste weiß, unterliegen solche Regionen der Erosion. Eine dramatische Zunahme der Erosion kann eine Kettenreaktion in Gang setzen. Stellen wir uns einmal vor, dass Sedimente von völlig neuen Küsten ins Meer gelangen. Sie begraben den ganz speziellen Schlamm, der den Boden des Kontinentalsockels bedeckt. Dieser Schlamm ist äußerst wichtig: Jeden Tag sterben Billionen von Einzellern ab und sinken zu Boden; dort werden sie zersetzt, was Sauerstoff verbraucht. Geschieht sonst nichts, entzieht die Masse aus totem organischem Material dem Wasser – und letztlich auch der Atmosphäre – ungeheure Sauerstoffmengen. Werden die entsprechenden Schichten jedoch unter Schlamm begraben, wird der Sauerstoff deutlich langsamer verbraucht, so dass er sich in Wasser und Luft anreichern kann. Genau das war die Wirkung der Grabenbrüche und der neuen Küsten: Der Sauerstoff verbrauchende Schlamm wurde abgedeckt, und der Sauerstoffgehalt der Luft nahm zu.

Durch den Grabenbruch entstand also eine ganz neue Welt mit einem stetig zunehmenden Sauerstoffgehalt. Und wie wir erfahren haben, eröffnet Sauerstoff neue Möglichkeiten.

Säugetiere wie wir haben sich eine sehr energieintensive Lebensweise zu eigen gemacht. Wir erzeugen unsere eigene Wärme. Durch die Tätigkeit unserer Muskeln in Verbindung mit der Isolation, die Haare, Fett und im Falle der Menschen auch die Kleidung gewährleisten, bleibt unsere Körpertemperatur auch bei wechselnden Außentemperaturen stabil. Wechselwarme Tiere wie beispielsweise Eidechsen können ihre Körpertemperatur ebenfalls relativ stabil halten, tun dies aber in der Hauptsache durch besondere Verhaltensweisen: Sie sonnen sich auf Felsen oder verstecken sich im Schatten. Wenn es kalt ist, kann eine Eidechse nicht aktiv werden. Ich brauchte mir auf meinen Expeditionen in den Norden keine Sorgen um Schlangen zu machen; Eisbären dagegen sind ein echter Grund zur Besorgnis.



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